Der Bahnbau im Weißtal

Brücke Niederdielfen während der Bauzeit

Brücke Niederdielfen während der Bauzeit

Der Bahnbau im Weißtal

Nachdem bereits im Jahre 1861 die Eisenbahnstrecken Köln-Betzdorf und Hagen-Siegen für den Verkehr freigegeben worden waren, dauerte es noch über 50 Jahre bis am 1. Dezember 1915 der erste Eisenbahnverkehr durch das Weißtal rollte. Im Jahre 1908 bewilligte Kaiser Wilhelm II. Für die Strecke zwischen Weidenau und Dillenburg 19.059.000 Reichsmark. Die großen Arbeiten für den Bahnbau zwischen Weidenau und Niederdielfen wurden von der Firma Liebold+Co. A.G. Aus Holzminden verrichtet, während die Strecke Niederdielfen- Rodenbach von der Firma Philipp Holzmann A.G. Gebaut wurde. Auch zahlreiche kleinere Unternehmen aus dem hiesigen Raum waren daran beteiligt. Das größte Bauwerk dieser Strecke war der Rudersdorfer Tunnel mit einer Länge von 2.651 m und einer Bausumme von 6 Mill. Reichsmark. Bei Kriegsausbruch 1914 waren rund 3.000 Arbeiter beschäftigt, später ging die Zahl auf ca. 500 zurück. Aus der hiesigen Gegend, so auch aus unserem Dorf, waren viele Arbeitskräfte hier beschäftigt. Ebenso wurden viele Italiener eingesetzt. Trotz der Reduzierung wurde die Strecke mit nur acht Monaten Verzögerung in Betrieb genommen. Die Einweihungsfeier fand am 30. November statt und am 1. Dezember 1915 wurde die Strecke dem öffentlichen Verkehr übergeben. Der veranschlagte Betrag von 19.059.000 Reichsmark hatte sich doch auf die stattliche Summe von 30.626.00 Reichsmark erhöht.
M.B.

Anfang des vorigen Jahrhunderts wurden die Güterzüge in Richtung Frankfurt von Siegen aus zusätzlich mit Schiebelocks bis zum Rudersdorfer Tunnel geschoben. Der Tunnel als höchster Punkt der Strecke war dann der Wendepunkt für die zusätzliche Lock, die dann nach Siegen zurückfuhr.
In den 60er Jahren wurde die Bahnstrecke elektrifiziert.

Bau der Klabach-Brücke 1910

Bau der Klabach-Brücke 1910

Bericht der Siegener Zeitung vom März 1912

Hier steht folgendes über den Durchbruch am Bollenberg (unmittelbar neben der Klabach gelegen):

Seit Anfang September vorigen Jahres arbeitet beim Bahnbau am sogenannten Bolleberg ein Löffelbagger. Es gilt hier einen großen Durchbruch durch den Bergrücken zu schaffen. Dieser Durchbruch oder Einschnitt wird der größte sein, den die Neubaustrecke Weidenau - Dillenburg aufzuweisen hat. Er wird 36 Meter tief werden und seine Fertigstellung ist bis Ende des Jahres 1912 geplant. Der Bagger wird also beinahe ein Jahr noch zu arbeiten haben. Der erste Durchbruch durch den Bergrücken ist jetzt erfolgt. Aber er ist noch nicht tief genug und der Bagger muss von vorn beginnen, um die Sohle noch 8 bis 9 Meter tiefer zu legen. Die Gesteins- und Erdmassen sind bis jetzt talaufwärts angeschüttet worden, was auch noch fernerhin geschehen soll. Für die Geologen sind die Funde von Versteinerungen interessant, die bei den Schürfarbeiten und auch späterhin gemacht wurden. Auf der gesamten Strecke sind so schöne Vorkommnisse bis jetzt noch nicht zu verzeichnen gewesen, wie sie in den geschichteten Gesteine an dieser Stelle vorkamen. Auf des höchsten Stelle des Bergrückens fand sich eine Schicht mit zahlreichen Petresakten, Versteinerungen aus der Urzeit. Wie sind diese hierhergekommen? Ist die Einbettung der organischen Wesen in die geschichtete Masse allmählich und in geregelter Weise erfolgt oder hat eine plötzliche Katstrophe ein vom reichsten Tierleben erfülltes Gebiet überrascht und ein allgemeiner Tod alle Lebewesen erreicht? Die Geologische Landesanstalt zu Berlin hat hier reiches Material gesammelt und man darf auf das Ergebnis der Untersuchungen gespannt sein. Das geologische Institut der Universität Marburg, dem ein Freund der geologischen Wissenschaft von den Versteinerungen zur Begutachtung und Bestimmung einschickte, hat nich weniger als 33 verschiedene Tierarten festgestellt. Es sind Korallen, Weichtiere und Schalentiere, die der paleozoischen oder primären Formation, zu der die Grauwacke zählt, angehören.

Bericht der Siegener Zeitung